… gut, wir waren damals natürlich alle jünger, und jeder von uns hat viel mehr geglaubt als gewußt. Das ist in einem gewissen Alter ja auch ganz wunderbar; da hat man grad einmal zwei Sachen erlebt, und vier Sachen gelesen, und sollte jetzt ja auch schon erwachsen sein, und dann bastelt man sich aus dem bissl Leben, das man da hinter sich gebracht hat, ein Weltbild, und über diesen Kamm wird dann alles geschoren. Irgendwann, ziemlich viel später, denkt man die Welt dann auch wieder in einfachen Mustern; dann, wenn man glaubt, man hat schon alles gesehen, und man eigentlich weiß, daß man davon aber nicht wirklich viel verstanden hat, dann fängt man auf einmal wieder an, die Welt auf das zu reduzieren, was man von ihr verstanden hat. Das sind in der Stunde der Wahrheit meistens nicht viel mehr als vielleicht ein paar schleißig ausformulierte Glaubenssätze, und alles, was sich damit nicht erklären läßt, läßt man einfach aus. Aber das ist erst wie gesagt viel später, wir waren damals ja noch am anderen Ende von dem Zeitfenster, in dem man ernsthaft versucht, etwas über die Welt zu erfahren. Wir haben praktisch noch nix erlebt, aber das bissl, was wir erlebt haben, haben wir uns zu einem kompletten Leben aufgeblasen, und damit sind wir dann tapfer in die Welt. Und man glaubt wirklich, man hat recht. Das ist eigentlich sehr schön; man glaubt, man hat’s im Griff – weil man es nicht tragen muß, glaubt man, man hat’s im Griff.
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